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Wahrheit
Das Problem
Die Wahrheit oder die Wahrscheinlichkeit ist das erklärte Ziel
eines jeden Satirikers. Ohne sie kann er sein Ziel, die Überredung
des Lesers, nicht erreichen (bezeichnend ist Horazens geheuchelter
Abschied von der Dichtung (epist. I, 1), die bekanntlich
der Lüge sehr nahe ist).
Andererseits will der Satiriker seine Zielscheibe möglichst schlecht
darstellen, weshalb er die (schlechten) Eigenschaften seines "Targets"
überdimensional vergrößert.
Horazens Lösung
Horaz entgeht diesem Dilemma, indem er eine simple Schwarz-Weiß-Malerei
vermeidet. Diese Art der Darstellung wird dem "pulsierenden
Leben nicht gerecht, [denn die] Wirklichkeit ist bunt, sie hat
Übergänge, Zwischentöne, Mischformen, in denen Gutes und Böses
zugleich enthalten sein können" [Römische Satiren, Bibliothek
der Antike. Römische Reihe, ed. W. Krenkel (Berlin/Weimar,
1990) XX]. Daurch werden Horazens saturae und Briefe
wahrscheinlicher.
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